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Ökosystem Fluß
 
Bäche und Flüsse sind mehr, als bloß abfließendes Wasser. Sie sind Lebensräume unzähliger Tier- sowie Pflanzenarten und prägen den Charakter ihrer Hinterlandes. Ufer- und Aulandschaften weisen wegen ihres meist besonders naturnahen Charakters eine Vielzahl an ökologisch wertvollen Lebensräumen auf und sind untrennbar mit der Dynamik des Gewässers verbunden. Wegen ihrer vielfältigen Strukturen sind sie Lebensraum und Rückzugsgebiet vieler Tier- und Pflanzenarten und sind daher wegen ihrer Mannigfaltigkeit besonders gut an wechselnde Bedingungen angepaßt.
Kraftwerke, vor allem aber der Einstau von Großkraftwerken beeinträchtigen diese natürlichen Systeme. Sie verringern die Dynamik zwischen Fluß und Hinterland und verringern die natürliche Vielfalt. Als Barriere stoppen sie die Fließdynamik, verlangsamen die Strömung, stauen den Fluß zurück und mindern die Dynamik zwischen Fluß, Grundwasser und Umland. Gelegentlich sind sogenannte "Gießgänge" entlang des Staubereichs angelegt, welche gleichsam eine künstliche "Flutung" kleiner Aubereiche ermöglichen sollen.
Während Schiffe die Kraftwerke über Schleusen passieren, ist die natürliche Wanderung der Wasserbewohner unterbrochen. Stromabwärts führt der Weg durch die Turbinen und stromaufwärts verhindert die Staumauer das Einwandern in den Stauraum. "Fischtreppen" sollen helfen den Höhenunterschied zwischen Unterlauf und Stauraum überwinden und die (nun eingeschränkte) Möglichkeit von Fischwanderungen ermöglichen.
Doch auch das Lebensumfeld im Stauraum selbst weicht kraß von jenem natürlicher Flußökosysteme ab. Die Heterogenität natürlicher Flußläufe ist weitestgehend verloren, Fließgeschwindigkeit, Ufer- und Sohlbeschaffenheit, Schwebstoffgehalt, Wassertemperatur, etc. sind verändert und entsprechen oft nicht mehr den Anforderungen der Flußlebewesen. Von der Stauwurzel beginnend verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit und erreicht an der Staumauer beinahe Stillstand. Mit abnehmender Geschwindigkeit verliert der Fluß seine Fähigkeit zum Transport von Feststoffen. Die Fortbewegung des Geschiebes an der Flußsohle verlangsamt sich, kommt schließlich zum Stillstand, dann sinken gröbere Schwebstoffe zu Boden. Wo die Strömung zum Stillstand kommt, sedimentieren feine Schwebstoffe und überziehen die Flußsohle mit dickem Schlamm. Der Stauraum droht sich nun mit Sedimenten zu füllen und zu verlanden, während Geschiebe und Schwebstoffe nun stromabwärts der Staumauer fehlen.
Unterhalb der Staumauer, wo das freie Fließen des Flusses wieder möglich ist, können auch wieder Schotter und Schwebstoffe mit der Strömung flußabwärts transportiert werden. Weil der Feststofftransport im Oberlauf durch den Stauraum unterbrochen wurde, fehlt die zur Sohlstabilisierung erforderliche Nachlieferung von Schotter und Schwebstoffen - die Sohle kann sich eintiefen und der Fluß gräbt sich dabei gleichsam in sein eigenes Bett. Der Grundwasserspiegel des Hinterlandes droht abzufallen, Auen und Uferlandschaften sind massiv gefährdet.


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Author: Christoph Koessler; Copyright: bvee; Published by: Matthäus Ittner (mittner)
factID: 123426.1; published on 17 Jul. 2003 10:31
 
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